Wach denken

In unsicheren Zeiten wächst die Sehnsucht nach Einfachheit und Entweder-oder-Denken. Das ist verständlich, aber nicht zeitgemäß, argumentiert die Philosophin Rebekka Reinhard. Unsere Vernunft wach zu machen und offen zu sein für das Vieldeutige und Widersprüchliche, weitet unseren Blick für andere Möglichkeiten – und für Reichtum und Schönheit einer vielfältigen Welt.

Die binäre Logik des Computers ist allzu verführerisch: Null und Eins – mehr brauchen die Algorithmen nicht, um fast allwissend zu wirken. Und wir versuchen, die Effizienz unserer Schöpfung zu imitieren: Ja oder Nein, Schwarz oder Weiß – Entscheidungen können so einfach sein. Die Macht dieser Logik ist groß, aber sie geht an der Wirklichkeit vorbei, wie Reinhard zeigt. Wenn wir weiter nur in Gegensätzen wie Problem oder Lösung, Erfolg oder Scheitern, Echt oder Fake und Mann oder Frau denken, können wir der fortschreitenden Verblödung unserer Vernunft zusehen, provoziert die Philosophin.

Das »wache Denken« ist Reinhards Alternative: Es entspricht der Uneindeutigkeit der Welt. Es begegnet der Vereinfachung mit einer Lust am Spiel, am Experiment, am Wagemut. Wer wach denkt, schaut frei, kreativ und vorurteilslos auf die Welt. Und das brauchen wir heute dringend, um zu neuem Wissen zu finden, zu einer intelligenten Verbindung von Verstand und Emotion, von Hirn und Herz.

 

Der Titel ist in der Edition Körber erschienen:

Rebekka Reinhard

Wach denken

Für einen zeitgemäßen Vernunftgebrauch

20,00 Euro

ISBN: 978-3-89684-282-4

 

Leseprobe

Orientiert an den einzelnen Kapiteln des Buches hat Rebekka Reinhard eine Playlist zusammengestellt, die im Spotify-Account der Körber-Stiftung zu finden ist.

Deutschlandfunk Lesart 30.12.2020

WDR 3 18.01.2021