Kommune der Faschisten

Dies ist eine aberwitzige, eine absurde Geschichte. Wenn sie nicht wahr wäre, würde man sie den Kinoträumen eines Werner Herzog entsprungen glauben. Es ist die Geschichte der Marionettenrepublik von Fiume, die einen Winter, einen Sommer und einen Winter lang (von September 1919 bis Dezember 1920) ein bizarres, ein aus der Zeit gefallenes Fest in Fiume, dem altehrwürdigen Rijeka, feierte.

Unter der Führung des Exzentrikers, Dichters und Kriegshelden Gabriele D’Annunzio besetzen 2500 Freischärler eine kleine, kroatische Küstenstadt und errichten auf den Trümmern des Habsburgerreichs die Republik von Fiume. Hier führen sie ein bizarres Spektakel antagonistischer Elemente auf: Militärparaden, Fackelzüge und Kriegsverherrlichung, vereint mit einem nicht abreißenden Happening von freier Liebe, Drogen und FKK. Die Republik von Fiume bildet den Auftakt zu einem Jahrhundert der Gewalt. Sie wird zum ästhetischen Laboratorium des Faschismus und zu einem frühen Ort der »counter culture« von 1968.

In Die Kommune der Faschisten beschreibt Kersten Knipp, wie sich all diese widersprüchlichen Aspekte zu einem gefährlichen, massenpsychotischen Populismus verbinden, und zeigt auf, wie sich an dieser erstaunlichen Episode der Beginn der Wege und Irrwege des 20. Jahrhunderts abzeichnet.

 

Der Titel ist im wbg Theiss Verlag erschienen:

 

Kersten Knipp

Die Kommune der Faschisten

Gabriele D’Annunzio, die Republik von Fiume und die Extreme des 20. Jahrhunderts

25,00 Euro

ISBN: 978-3-8062-3914-0

 

Spiegel Online Einestages 11.09.2019

Die Welt 12.09.2019

3sat Kultur 11.09.2019